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Buch des Monats März/April 2016

Issa – Die letzten Tage meines Vaters

‚Die Frühlingsblumen, als Sinnbild der Unbeständigkeit, geben dem Wind nach und lassen ihre Blütenblätter zu Boden flattern, und der Herbstmond unserer Welt der Illusionen verschwindet, sobald sich Wolken ihm zugesellen. Genau das gleiche trifft auch auf den Menschen zu… Das ist der Lauf der Welt’

2016-04-26 15.22.29

Issa – Die letzten Tage meines Vaters ist das eindrückliche Zeugnis einer Vater-Sohn-Beziehung im Japan des beginnenden 19.Jahrhunderts. Mit klarer und zugleich berührend poetischer Sprache werden in einer Art Tagebuch die inneren Momente und Gefühle beschrieben, die den Bauern-Dichter Issa bei seiner tiefen Sorge um seinen totkranken Vater und in der heftigen Auseinandersetzung mit Stiefmutter und Stiefbruder bewegt haben.

Der deutsche Japanologe Wilhelm Gundert schreibt über den Verfasser: „Er bleibt zeitlebens der ehrliche Bauer von echtem Schrot und Korn, der die Wechselfälle eines schweren Schicksals mit kindlicher Heftigkeit erlebt, bald in flammender Entrüstung, bald in mitfühlender Liebe oder herzlichem Lachen.“

(Wilhelm Gundert, Die japanische Literatur 1929)

Das in deutscher Übertragung vorliegende ‚Sterbetagebuch’ Issas (1763-1827)

ist 1985 bei der Dietrich’schen Verlagsbuchhandlung Mainz erschienen und im Buchbasalt für 10,00€ erhältlich.

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Buch des Monats Februar 2016:

Die Freude am Leben – von Emile Zola

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Der Roman ‚Die Freude am Leben’ gehört zu dem 20bändigen Zyklus ‚Die Rougon-Marcquart, Natur-und Sozialgeschichte einer Familie unter dem zweiten Kaiserreich’  des französischen Schriftstellers Emile Zola, in dem dieser sein naturalistisch-positivistisches Verständnis vom Menschen als von Erbanlagen, Milieu und historischen Umständen determiniertes Wesen entfaltet hat.

Im Unterschied zu den meisten anderen Bänden dieses Zyklus’ wollte Zola mit

‚Der Freude am Leben’ einen ‚intimen Roman machen mit wenig Personen, mit großer Einfachheit des Stils geschrieben’, wie er 1883 seinem Freund Fernand Xau erklärte.

Der Roman wirkt entsprechend wie ein Kammerspiel mit der Vollwaisen Pauline, ihrem schwerst gichtkranken Ziehvater Chanteau und seiner ehr-geizigen Frau, deren unsteten, zur Verzweiflung neigenden Sohn Lazare sowie dessen späterer Braut und Paulines Kontrahentin Louise als Hauptpersonen.

Hinzu gesellen sich noch das Hausmädchen Veronique, ein Pfarrer, ein Arzt, eine Hebamme, der Hund Mathieu und die Katze Minouche.

Ort der Handlung ist das Anwesen der Familie Chanteau am  Rand des kleinen, ständig vom Meer in seiner Existenz bedrohten Fischerdorfs Bonnesville an der normannischen Küste.

Anders als der Titel des Romans zu verheißen scheint, rückt Zola hier die Frage nach dem Sinn des Leids im menschlichen Daseins in den Vordergrund.

„Von den bemerkenswertesten Romanen aus seiner Feder haben wenige eine solche Größe wie die Geschichte dieser einfachen, bürgerlichen Familie, deren mittelmäßige und doch fürchterlichen Tragödien sich vor dem Hintergrund des Meeres abspielen, dieses Meeres, das wild ist wie das Leben und ebenso unerbittlich und unermütlich und das langsam ein armseliges, in eine Falte der Steilküste gebautes Fischerdorf wegspült. Und über dem ganzen Buch schwebt ein schwarzer Vogel mit ausgebreiteten Schwingen: der Tod.“      (Guy de Maupassant in einer Rezension vom April 1884)

Das andere Thema des Romans ist die Güte und sie wird verkörpert durch die in ihrer selbstaufopfernden Grundhaltung oft naiv wirkenden Pauline.

So hatte Pauline beispielsweise auf die mögliche Ehe mit dem von ihr selbst geliebten Lazare zugunsten von Louise verzichtet, da sie dachte, dass ihr Geliebter in dieser Beziehung glücklich werden könnte. Doch angesichts aufkommender Konflikte der beiden, stellt sie den Sinn ihrer Opfers in Frage:

„Welch ein Jammer, das Gute zu wollen und das Schlechte zu tun, so wenig vom Leben zu wissen. dass sie die Menschen ins Verderben stürzte, wenn sie nur ihr Heil wollte!

Gewiss, sie hatte geglaubt, gütig zu sein, ihr Liebeswerk dauerhaft zu gestalten an dem Tage, da sie beider Freude mit so vielen Tränen bezahlt hatte. Und eine große Verachtung für ihre Güte überkam sie, da Güte nicht immer Glück bewirkte.“

So ist der Roman von Zola ‚Die Freude am Leben’ ein Ausdruck seines Nachdenkens über das menschliche Sein, über den Sinn von Leiden und Güte:

„Und gerade das war offensichtlich auch ein Bedürfnis für den nunmehr Vierzigjährigen, der im Zenit seines Lebens stand, auf der Höhe seines Ruhms, und gerade dadurch eine kurze Zeit innerlich unsicher wurde, nervös und zerrissen. Viele Jahre später hat Zola bestätigt, dass dieser Roman einige seiner eigenen inneren Ängste in der Gestalt Lazare, der Verkörperung des Leids wiedergebe.“

So urteilt Prof. Dr. Rita Schober im Nachwort zur der 1971 im Rütten & Loening Verlag erschienenen Ausgabe des Werks, die zum Preis von 5,00€ im Antiquariat Buchbasalt erhältlich ist.

 

 

Buch des Monats Januar 2016:

Träume von Rosen und Feuer – von Eyvind Johnson

2016-01-13 10.23.52

Der schwedische Autor Eyvind Johnson erhielt 1962 den Literaturnobelpreis für seine „narrative Kunst, die weit über Länder und Zeitalter blickend, der Freiheit dient“.

Ein eindrucksvolles Beispiel dieser Kunst liefert sein historischer Roman ‚Träume von Rosen und Feuer’. Den Stoff zu diesem umfangreichen auf nachweisbaren Ereignissen basierenden Werk holte sich Johnson aus der Zeit der Hexenverfolgung im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Schauplatz ist die Stadt Loudon in der Nähe von Poitiers.

Im Zentrum dramatischen Geschehnisse um Macht, Liebe, Dämonenglaube und Freiheit des Denkens steht zum einen der Geistliche Urbain Grainier, der aufgrund  seines scharfen Verstandes, seiner Sprachgewandtheit und seines selbstbewussten Auftretens in der kleinen Provinzstadt geachtet und –vor allem von den Frauen – verehrt wird. Allerdings bringt ihm sein lockerer Lebenswandel und seine eigensinnige Art auch viele Neider und Feinde ein. Schließlich gerät er in Konflikt mit dem politisch allmächtigen Kardinal Richelieu, was letztendlich seinen Untergang bedeutet. Als in der Region die Pest ausbricht, wird er wegen Hexerei angeklagt.

Auf der anderen Seite ist da der biedere Ratsherr Daniel Drouin, dessen tagebuchartige Aufzeichnungen einen Großteil des Romans ausmachen. Dieser brave Familienvater empfindet zwar große Sympathie und Nähe zu dem immer mehr in Lebensgefahr geratenen Priester, vermeidet aber trotz differenzierter Wahrnehmungsfähigkeit und Gerechtigkeitssinn jegliche öffentliche Fürsprache und bleibt überwiegend in der Rolle eines Berichterstatters.

Der Roman Johnsons wirkt vordergründig wie ein sachlicher Bericht, beinhaltet aber detaillierte Personen- und Charakterbeschreibungen und zeichnet ein faszinierendes Psychogramm  einer in großen Teilen inhumanen Gesellschaft. Der Autor wählt für seine Geschichte eine multiperspektivische Erzählweise. Immer wieder werden Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln verschiedener Personen dargestellt.

Johnson geht es in dieser Geschichte insbesondere um die Freiheit des Individuums gegenüber der ‚Masse‘ der Gesellschaft. Dies wird unter anderem in einem nächtlichen Dialog Urbain Garnier mit seiner Geliebten Madelaine – mit welcher sich der Geistliche heimlich selbst des Nachts am Altar seiner Kirche vermählt hatte – deutlich:

„Du unterschätzt die Menschen, Urbain“, sagte sie.

„Nein“, sagte er. “Aber ich überschätze sie nicht.“

„Du liebst sie nicht“, sagte sie. „Das ist deine Krankheit, und die ist vielleicht unheilbar. Es ist leicht, ein Kind zu lehren, die Menschen zu lieben. Es ist schwerer, das einen Mann zu lehren, der unschuldig im Gefängnis gesessen hat.“

„Wie sollte ich wohl ein Rudel Schafe anders lieben können denn als Schauspiel!“ sagte er. „Ich kann eins von den Schafen lieben, zwei, fünf, zehn – hundert, wenn meine Zeit dazu reicht. Ich kann Wesen lieben, die mir nahe sind, die ich berühren kann, nach denen ich mich sehnen, die ich vermissen kann. Aber die Herde? Die Masse, die nicht länger eine Mehrzahl von Individuen ist?“

„Es sind Individuen“, sagte sie.

„Sie sind Individuen, die zu einer Herde verwandelt werden können, und also sind sie eine Herde. Wer war das, der von der Tobsucht der Herde gesprochen hat? Jemand muss ja davon gesprochen haben, nachdem die Sprache und der Kampf um die Macht zu den Menschen gekommen sind. Die Tobsucht der Schafherde ist blind. Man kann nicht eine Herde lieben – allenfalls als Schauspiel. Man kann nicht die Menschheit lieben.“

Man kann“, sagte sie. „Im gleichen Augenblick, in dem man daran denkt, dass es Individuen sind, und in dem man daran denkt, wie Individuen sein können.“

Im Antiquariat ist der Roman in einer beim VEB Hinstorff Verlag 1965 erschienen Auflage für 4,00 € erhältlich 

 

Buch des Monats Dezember 2015 :

Marias Testament – von Colm Toibin

2015-12-14 17.04.50

Eine anrührende Weihnachtsgeschichte ist das Buch ‚Marias Testament’  des irischen Autoren Colm Toibin wirklich nicht, eher würde sie zur Karfreitagsstimmung passen.

Und dennoch ist das Thema dieses provokanten Romans ein im ursprünglichen Sinne weihnachtliches: Es geht um Menschwerdung, um Menschsein, in all der Grausamkeit und Brutalität zu der Menschen zu allen Zeiten fähig waren und sind.

Im Mittelpunkt steht Maria, die Mutter des Kindes, dessen Geburtstag in aller Welt am Heiligabend gefeiert wird. Doch ist Maria in diesem Roman nicht die Mutter Gottes der christlichen Tradition, sondern eine durch den Schmerz des Erlebten zerbrochene und in der Fremde in Ephesos lebende Frau, die in ihrer persönlichen Rückschau verdeutlicht, dass sie nicht einverstanden sein kann mit dem verklärenden und mystifizierenden Blick der Jünger und Anhänger ihres gekreuzigten Sohnes. Schonungslos schildert sie die Passion Jesu aus ihrer Sicht, ihr Unverständnis für sein Verhalten und ihre Hilflosigkeit und Trauer bei seinem Tod. Andererseits scheint aber auch ihre tiefe Liebe zu dem Unverstandenen durch, eine Liebe, die getragen wird von den Erinnerungen an die Zeit vor seinem öffentlichen Auftreten sowie die Sehnsucht nach dem vergangenen Familienglück am Sabbat, das sie so gerne zurückhaben möchte:

„Es gibt in diesen Tagen, ehe der Tod kommt und meinem Namen flüstert, mich ins Dunkel ruft, mich zur Ruhe lockt, da ich weiß, dass ich mehr von der Welt verlange: Nicht viel, aber mehr. Es ist einfach. Wenn Wasser in Wein verwandelt werden kann und die Toten zurückgeholt werden können, dann will ich, dass sich die Zeit zurückdreht. Ich will noch einmal leben, bevor sich meines Sohnes Tod ereignete, oder bevor er von zu Hause wegging, als er noch ein Kleinkind war und sein Vater lebte und es Behagen in der Welt gab. Ich will einen dieser goldenen Sabbattage, Tage ohne Wind, an denen Gebete auf unseren Lippen lagen, an denen ich mich den Frauen anschloss und die Worte anstimmte, die flehentliche Bitte an Gott, Recht zu schaffen dem Armen und der Waisen, dem Elenden und Geringen zum Recht zu helfen, den Bedürftigen zu erretten, sie alle aus der Gewalt der Gottlosen zu erlösen. Wenn ich diese Worte zu Gott sprach, war es von Belang, dass mein Gatte und mein Sohn nahebei waren; dass bald, nachdem ich allein nach Hause gegangen war und mit verschränkten Händen im Schatten gesessen hatte, ich ihre heimkehrenden Schritte hören und ich das schüchterne Lächeln meines Sohnes gewärtigen würde, wenn sein Vater ihm die Tür aufmachte und wir dann schweigend sitzend darauf warten würden, dass die Sonne unterging und wir wieder reden könnten und miteinander essen und uns mit Behagen rüsteten für die friedvolle Nacht an dem Tag, an dem wir uns erneuert hatten, an dem unsere Liebe zueinander und zu Gott und zu der Welt tiefer und umfassender geworden war.

Das ist jetzt vorbei. Der Junge wurde zu einem Mann und verließ sein Elternhaus und starb am Kreuz. Ich möchte mir vorstellen können, dass das, was ihm geschah, nicht kommen wird, dass es uns sehen und sagen wird: nicht jetzt, nicht die. Und uns gestattet sein wird, in Frieden alt zu werden.“

‚Marias Testament’ ist zweifellos provokant und quer zur Weihnachtsseligkeit, aber gerade so wird um so deutlicher, was es eigentlich heißt, wenn Christen an diesem Fest von der Menschwerdung des liebenden Gottes sprechen.

Im Antiquariat ist dieser 2014 beim Hanser Verlag erschienene Roman für den Preis von 10,00 € erhältlich.

 

Buch des Monats November 2015:

Selbstportrait mit Frau – von Andrzej Szczypiorski  

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Kamil, ein 60jähriger Intellektueller aus Warschau steht im Mittelpunkt dieses eindrücklichen Romans des bekannten polnischen Schriftstellers Andrzej Szczypiorski.

 

Dabei geht es insbesondere um das Innenleben des Protagonisten, seine Hoffnungen und Sehnsüchte, seine Alpträume und Ängste vor dem Hintergrund der politischen Geschehnisse im Polen der Kriegs-und Nachkriegszeit.

Als politischer Aktivist während der Wendezeit der achtziger Jahre wird Kamil zu einem Interview in die Schweiz eingeladen um sich dort mit einer Journalistin zu treffen.

Statt aber, wie von ihm erwartet, über die politischen Ereignisse der Solidarnosc-Zeit zu sprechen, gibt er dem Gespräch mit der etwas jüngeren, verheirateten Ruth Gless ein anderes Thema vor:

„Ich hoffe, Sie akzeptieren mich so, wie ich bin, mit dem ganzen Gepäck meines Wahns, meiner Barbarei, aber auch mit dem unbeschreiblichen Taktgefühl, von dem hiesige Männer schon seit langem keine Ahnung mehr haben. Ich unterstreiche das nachdrücklich, weil ich entschieden habe, worüber ich reden werde. Also – ich will von den Frauen in meinem Leben erzählen. (…). Bitte sehr, ich bin nicht in der Lage, etwas über Politik zu erzählen, weil Politik im Licht meiner Erfahrungen hauptsächlich mit dem Töten von Menschen zu tun hat, mit ihrer ständigen Misshandlung, und wenn sie am Leben bleiben, dann nur, damit andere sie nach Belieben belügen, korrumpieren und in den Schmutz treten können. Ich verstehe, vom Gesichtspunkt des ‚Hotels des Bergues’ aus, wo Sie mich untergebracht haben, wirkt die Sache sogar äußerst interessant, aber ich soll Ihnen ja mein Leben erzählen und nicht umgekehrt.“

Der Roman ‚Selbstportrait mit Frau’ fasziniert durch die bildreiche, gefühlvolle Sprache mit der Szczypiorski das schillernde Bild eines Menschen malt, der an der Gewalt des Erlebten zerbrochen zu sein scheint, der aber trotz aller Dunkelheiten um sein Lebendig-Sein ringt und sich wiederfindet in den liebenden Augen einer Frau.

Im Antiquariat Buchbasalt ist ein Exemplar des im Diogenes Verlags erschienenen Werks für den Preis von 5,00 € erhältlich(verkauft)

 

Buch des Monats Oktober 2015:

Die Stadt hinter dem Strom – ein Roman von Hermann Kasack

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Wer eine leichte Lektüre für einen gemütlichen Leseabend am Kamin sucht, ist bei diesem Roman garantiert falsch. ‚Die Stadt hinterm Strom’ ist ein in jeder Hinsicht anstrengendes und unbequemes Werk. Es erzählt die Geschichte einer rätselhaften Reise des Orientalisten Dr. Robert Lindhoff in eine für ihn fremde Stadt. Mit dem Auftrag als Archivar und Chronist die Gebräuche und Geschichte dieser Stadt aufzuschreiben, weilt er zeitlos an diesem gespenstischen Ort wie in einem düsteren Traum. Schließlich erkennt er während einer Begegnung mit seiner ehemaligen Geliebten Anna, dass er sich in einer völlig anderen Wirklichkeit befindet:

„Wie mit Messern ritzte es sich in sein Bewusstsein, wo er weilte und diese bleiern stehende Zeit immer geweilt hatte: im Umgang mit Phantomen, mit leeren Bildern, die das Leben vortäuschten. Ein Blitz hatte den Vorhang vor seinen Augen zerrissen, er erkannte die nackte Unheimlichkeit der Wahrheit vor sich: er lebte in der Stadt der Toten.“

Anna ist es auch, die ihm bereits zuvor die entscheidenden Fragen gestellt hatte, die vielleicht den Kern des ganzen Romans ausmachen:

Warum“, sagte sie verhalten, „glaubst Du nicht? Warum willst Du den Rest des Seins nicht wahrnehmen? Es kommt auf jeden Augenblick an. Was bleibt?

Das Buch von Hermann Kasack ist eine beklemmende Auseinandersetzung mit dem Tod und mit der Frage nach dem Sinn des Daseins. Der Autor verwebt in dem 500 Seiten umfassenden existentialistischen Werk sprachlich anspruchsvoll Aspekte abendländischer Philosophie und fernöstlicher Lebensweisheit miteinander.

„Wo bin ich?“ – so lautet die letzte Frage des Protagonisten auf seiner endgültigen Reise hinter den Strom. Eine Frage, der sich am Ende auch der Leser stellen muss.

 

Der in den Jahren zwischen 1942 und 1946 geschriebene und 1947 erstmals erschienene Roman war in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich und wurde sogar von Hans Vogt als Oper in drei Akten komponiert und 1955 in Wiesbaden uraufgeführt.

 

Im Antiquariat Buchbasalt ist ein Exemplar der 1956 bei Suhrkamp verlegten Ausgabe des Werks für den Preis von 8,00 € erhältlich (verkauft)

 

Buch des Monats September 2015:

Cervantes  

von Bruno Frank
Stockholm 1944                

Bruno Frank (1887-1945) führt in diesem historischen Roman den Leser mit klarer und dennoch bildreicher Sprache durch das höchst bewegte Leben des spanischen Dichters Cervantes, des Schöpfers von Don Quijote von La Mancha.

Er lässt dabei die faszinierende Welt des ausgehenden 16.Jahrhunderts mit seinen prunkvollen Metropolen Madrid, Rom, Venedig und Algier entstehen.

In dieser von sozialer Ungerechtigkeit und Krieg geprägten Gesellschaft erfährt Frank’s Don Miguel alle Höhen und Tiefen des Lebens, findet sich mal am Hof Philipps von Spanien und mal in einem dunklen Verlies in Nordafrika wieder. Er begegnet Priestern und Dirnen, Piraten und Höflingen, Fürsten und einfachen Bauern.

‘Alles ging wirr durcheinander, ein ununterscheidbares Wogen von Hoffnung, Entschluss und Enttäuschung, neuem Anlauf, neuer Enttäuschung.’

In einem seltsamen Kerker in Sevilla schließlich bringt er die ‘Frucht seines Lebens’ hervor: Die Geschichte des Don Quijote und seiner Gefährten.

In dieser Figur zeichnet Cervantes sein eigenes Spiegelbild, das zur Personifizierung einer ganzen Epoche werden sollte:

‚Sein Held … er trat an den Tisch. Im Flackerschein der entzündeten Kerze beschaute er sein primitives Bildnis. Nein, sein Ritter war kein holdseliger Jüngling, kein rosiger Cherub. Ein braver, klappriger Alter, ein bißchen närrisch geworden durch all den verschollenen Spuk. Müßt‘ es nicht prächtig sein, so einen ausziehen zu lassen, im Glauben, noch sei die Ritterzeit. Was für tolle und bittere Scherze, wenn er auf seiner knochigen Mähre durch das Spanien von heute ritt, durch die arme Mancha etwa, wo die Bauern sich um den Eierpreis sorgten. Wenn er allenthalben Kampfesehren ersah und zu erlösende Unschuld, als ein rührender Narr, der ewig zu fassen meint, was ewig entschwebt und zergeht. Und der überall seine Schläge bezieht, niedergeworfen wird, sich aufrichtet, weiterzieht, unenttäuschbar, mit starren Greisenblick entgegen dem unverlöschlichen Schimmer der Illusion …‘

Bruno Frank hat die Lebensbeschreibung des Cervantes 1934 im Exil verfasst. Als Jude und Gegner Hitlers wäre es für ihn zu gefährlich gewesen in Deutschland zu bleiben.

Seine Haltung nationalsozialistischen Ideen gegenüber bringt er auch in manchen Passagen des Romans zum Ausdruck, vor allem im Kapitel ‚Blutsprüfung‘, wenn es um sogenannte  ‚Rassenreinheit‘ geht.

Ein antiquarisches Exemplar von Bruno Frank’s Cervantes ist im Laden in der Untergasse in Alsfeld erhältlich und kann für 10,00 € erworben werden. (verkauft)

Weitere Bücher von Bruno Frank im Buchbasalt:

  • Trenk, Berlin 1926
  • Die Schwestern und der Fremde, 1918

 

Buch des Monats August 2015

Bilderbuch ohne Bilder

von Hans Christian Andersen.
Halle an der Saale 1886

Ein wunderschön gestaltetes, sehr gut erhaltenes Buch mit einem anrührenden Inhalt.

Eine Geschichte von der tiefen Verbundenheit eines einsamen Burschen in der Fremde und dem Mond, den er seinen ‚besten Freund in der Heimat‘ nennt, von abendlichen Begegnungen im kleinen Dachstübchen, von mit Worten gemalten Bildern aus der kleinen und großen Welt, erzählt vom kleinen Bruder der Erde:

„…er schien weit in mein Kämmerlein herein und versprach, dass er jeden Abend, wenn er ausginge, einige Augenblicke zu mir herein schauen wolle. Dieses Versprechen hat er auch redlich gehalten. Schade, dass er nur so kurze Zeit verweilen kann. Jedesmal, wenn er kommt, erzählt er dieses oder jenes, was er die vorige Nacht oder an demselben Abend gesehen hat…“

 

Das Büchlein ist bereits verkauft.

Erhältliche Bücher von Hans Christian Andersen im Buchbasalt:

  • Der Glückspeter, Halle 1886
  • Hans Christian Andersen. Sein Leben in Bildern, Leipzig 1957
  • Das Feuerzeug, illustr. v. Svend Otto, Oldenburg 1994
  • Des Kaisers neue Kleider, illustr. v. Helene Desputeux, Limburg 1984