Artikel in der Oberhessischen Zeitung vom 27.1.2015

 

ALSFELD – (red). Buchfreunden ist er schon lange kein Geheimtipp mehr: der kleine Buchladen in der Alsfelder Untergasse, in dem man neben jeder Menge antiquarischer Literatur auch ein anregendes Umfeld findet und in dem immer ungewöhnliche Lesungen stattfinden. Auch Aegidius Kluth, katholischer Theologe und gelernter Buchhändler, fühlt sich dem Antiquariat Buchbasalt schon lange verbunden. „Es ist ein Laden zum Wohlfühlen“, sagt er, ein Laden, wie er selbst gerne einen hätte. Und so wundert es nicht, dass Kluth schon seit längerem die Inhaberin Andrea Weißing hin und wieder vertritt und gemeinsam mit ihr die außergewöhnlichen Veranstaltungen im Antiquariat plant.

Mit Beginn diesen Jahres ist Kluth mit einem eigenen Projekt in den Buchladen eingestiegen – und hat sich damit einen Herzenswunsch erfüllt. „Neben dem Antiquariat Buchbasalt, das weiterhin von Andrea geführt wird, wird nun der ‚Alsfelder Literaturbrunnen‘ hier zuhause sein“, freut sich Kluth.

Und was ist der Literaturbrunnen? „Ein wunderbares Wortspiel mit sehr viel Tiefgang“, stellt Kluth fest: In Märchen dient ein Brunnen – wie beispielsweise bei Frau Holle – als Tor zu einer anderen Welt. Bei St.-Exupérys kleinem Prinzen ist er das Wesentliche – sogar in der Wüste. Den Brunnen umgibt in der Literatur das Geheimnisvolle, während sie selbst immer konkret und formal ist. „Diese beiden Seiten, das Formale und das Geheimnisvolle, möchte ich im Literaturbrunnen zusammenführen.“

Dazu wird zum einen das Sortiment erweitert: Es wird mehr Literatur und mehr Geisteswissenschaften im Buchladen geben – alles antiquarisch natürlich. Außerdem plant Kluth weitere Veranstaltungen im Literaturbrunnen im Buchbasalt. „Literatur ist Kultur. Sie wird von vielen getragen. Und das wollen wir hier herausstellen.“ Dazu wird es einerseits Lesungen geben, aber es wird auch Raum zum Selbstlesen sein, zum Schmökern, zum Entdecken und zum Schreiben.

Drittes Standbein

Das dritte Standbein des Literaturbrunnens ist infolgedessen ein Wortreich, ein Ort zum Wortefinden, den Kluth vor dem Hintergrund einer biblio- und poesietherapeutischen Ausbildung anbieten möchte. „Dabei geht es weniger um das Schreiben für einen großen Leserkreis, sondern um das Sich-Selbst-Entdecken, darum sich auszuprobieren. Darum, dass was in einem selbst ist, in Worte zu kleiden“, erläutert er und ergänzt: „Worte zu finden ist die zentrale kreative Arbeit des Menschen. Gerade im Zeitalter von digitaler Spracheffizienz wird Sprache mehr und mehr entkleidet. Ebenso wie die Bücher, die als E-Books auf ihre reine Datenmenge reduziert werden, was ich sehr schade finde. Dem möchte ich mit dem Literaturbrunnen entgegenwirken und die Kultur des Buches, des Lesens und Schreibens stärken.“

Das antiquarische Buch sieht er daher nicht als altes Buch, als zweite Wahl, sondern im Gegenteil, als „Hochform des Buches“. „Es wurde gekauft, gelesen, vielleicht verschenkt. Es hat eine Geschichte und es war dem Besitzer zu wertvoll, um es wegzuwerfen. Im antiquarischen Buchhandel bekommt sein Leben eine neue Fortsetzung.“

Für die Kunden des Antiquariats bedeutet der Einstieg von Kluth nicht nur eine Erweiterung des Sortiments, sondern auch der Öffnungszeiten: Der Buchbasalt öffnet nun schon donnerstags ab 14.30 Uhr.

Die erste Veranstaltung des Literaturbrunnens steht schon in wenigen Tagen auf dem Programm: Mit einer persönlichen Auswahl von Werken der von Kluth verehrten Schriftsteller Julian Green, Hilde Domin, Mascha Kaléko, Pascal Mercier und Antoine de Saint-Exupéry sowie der Gebrüder Grimm lädt er ein in das „Zimmer der guten Gedanken“. Am 31. Januar kann man sich dort von 16 bis 18 Uhr Inspiration holen.

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Quelle und Bilder: http://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/alsfeld/kultur-des-buches-des-lesens-und-schreibens-staerken_14961974.htm

Written by Aegidius