Er lebte von 1877 bis 1962. 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Mit seinen Prosawerken und Gedichten hat Hermann Hesse einen großen Bekanntheitsgrad erreicht und Generationen auch noch nach ihm berührt. Grund genug für Andrea Weißing und Aegidius Kluth vom Antiquariat Buchbasalt und dem Literaturbrunnen in der Untergasse, dem Dichter einen Abend lang ihre Referenz zu erweisen.

02_IMG_4240 Sie taten dies mit Hilfe von Johannes Smeets, der mit den beiden Gitarristinnen Regina Braun und Inge Kuch eigens aus dem Schwarzwald angereist war, um aus dem Werk des Schwarzwälders – Hermann Hesse wurde in Calw geboren und verlebte einige Kinder- und Jugendjahre im Schwarzwald – zu rezitieren und auch aus dessen Biografie zu erzählen.01_IMG_4239

So waren die heimeligen Räume des Antiquariats zu einem Lese- und Musizierzimmer geworden, und die vielen Gästen machten es sich bei warmen Getränken inmitten unzähliger Bücher gemütlich und lauschten, was der Hobbyschauspieler und Vortragsredner ihnen als Reflexion auf Kindheit und Jugend des Dichters mitgebracht hatte. „Sehnsucht nach der Heimat ist Sehnsucht nach der verlorenen Kindheit und Jugend“, begann Smeets seine Lesung, in der sich Gedichte, Prosa und Biografie, eingerahmt von Musikstücken abwechselten. Hesses Texte waren an diesem Abend ein biografisches Entdecken, seine Gedichte über den Schwarzwald Liebeserklärungen an die mit der Kindheit verlorengegangene Heimat. Es war eine besondere Weise, auf die Smeets seine Auswahl vortrug: liebe- und respektvoll gleichermaßen, ruhig, fast meditativ wie beispielsweise die doch sehr spannende Geschichte von der geheimen Floßfahrt eines Jungen – autobiografisch, sicherlich – oder die Erzählungen „Kinderseele“ oder „Der Zyklon“ über eine verstörende Sturmnacht, die sowohl die Entdeckung der Liebe thematisiert als auch die verlorengehenden Bilder der Kindheit.

03_IMG_4245   Gebannt lauschten die Zuhörer in ihren gemütlichen Sitzecken bei Kerzenschein und Kaffeeduft Hesses einmaligen Beschreibungen, von Smeets so passend dargeboten. Neben diesem Genuss war es wieder einmal das besondere Ambiente des Antiquariats, das einen solchen Abend unvergesslich machte. Unvergesslich wird vielleicht auch Hesses Essay über die Frauenbilder seiner Zeit bleiben – Bilder, die – im Gegensatz zu seiner Literatur – so gar nicht mehr in die heutige Zeit passen. Zum Abschluss des Abends hatte Smeets noch einige wenige Gedichte – „Zu spät“ und „Wende“ ausgewählt – wie schwer wird ihm die Auswahl aus dem gewaltigen Œuvre wohl gefallen sein?! Melancholische Worte – einmal mehr über den Verlust der Jugend – fand Smeets damit zum Abschied, nach einer Stunde, die den Gästen Hermann Hesse wieder einmal sehr nahegebracht hatte.

(Traudi Schlitt, Alsfeld)

Written by Aegidius